Variantenfähiges ERP-System UniPPS® überzeugt die MARPOSS GmbH mit Teilegruppenkonzept.
Ein mittelständisches Unternehmen mit über 250 Mitarbeitern und einem Stücklistenbestand mit 270.000 verschiedenen Teilen. Selbst für einen auftragsbezogenen Variantenfertiger ist diese Anzahl an Stücklistenpositionen nicht gerade alltäglich. Mit UniPPS® hat die MARPOSS GmbH trotzdem alles vollständig unter Kontrolle.
Die MARPOSS GmbH in Weinstadt wurde als erste Auslandstochter der italienischen Muttergesellschaft im Jahr 1962 gegründet. Das Unternehmen sieht seine Mission in der Lieferung von Mess- und Prüftechnik für In-Prozess und Post-Prozess Werkstattanwendungen sowie Systeme für die Prozessüberwachung.
Die Produktpalette reicht von einzelnen Messinstrumenten, die Messungen unter einem Tausendstel Millimeter Genauigkeit ermöglichen bis hin zu schlüsselfertigen Anwendungen oder vollautomatischen Fertigungslinien. Die Mess- und Prüftechnik wird zusammen mit zerstörungsfreien Prüfgeräten, Dichtheitsprüftechnik und einem großen Sortiment von Messwertaufnehmern und Prozesskontrollsystemen für Werkzeugmaschinen angeboten.
Zu den Hauptkunden zählen Werkzeugmaschinenhersteller, Lehrenbauer und Endkunden.
Das Unternehmen liefert seine Systeme an den gesamten Markt für Automotive einschließlich Zulieferer, an Hersteller von Wälz- und Kugellagern aber auch an die Glas-, Luft- und Raumfahrt-, Elektro- und Elektronikindustrie sowie an Hersteller von Kompressoren, biomedizinischen Produkten und an Sektoren der Energieerzeugung. Dabei handelt es sich zum großen Teil um Fertigungsunternehmen, die bei hohen Stückzahlen schnell geometrische Abmessungen ermitteln müssen. Hierin liegt auch ein Grund für die Teilevielfalt: die Ausprägung eines Messsystems orientiert sich immer an den Merkmalen des zu messenden Teils.
Zwar lassen sich die in einem Messsystem von Marposs verbauten Teile zu gut 90 Prozent auf Standardteile zurückführen. Dass aber identische Systeme das Werk in Weinstadt bei Stuttgart verlassen, kommt nur äußerst selten vor. So stellt sich die Variantenthematik als ein Kernfertigungsproblem dar.
Einer Lösung dieses Problems einen entscheidenden Schritt näher kam die MARPOSS GmbH 1999 mit der Ablösung eines eigenentwickelten PPS-Systems durch das ERP-Mittelstandspaket UniPPS®. Anders als herkömmliche Pakete, die Varianten auf Grundlage einer Maximalstückliste behandeln, bietet UniPPS® als Lösungskonzeption ein merkmalsorientiertes und parametrisierbares Teilegruppenkonzept, aus dem Varianten regelorientiert abgeleitet werden können. So sind in der Teilegruppe die gleichbleibenden Eigenschaften eines Produktes, also zum Beispiel unveränderbare Materialeigenschaften, Lieferantenkonditionen und Fertigungsmethoden als Kriterien für den Arbeitsplan hinterlegt. Kunden- oder auftragsspezifische Variablen werden auftragsbezogen und merkmalsorientiert erfasst.
Im Anschluss an diese Erfassung, die bei einfachen Produkten checklistenartig aufgebaut ist, „vererbt“ das System die allgemeingültigen Eigenschaften der Teilegruppe auf die Variablen des Teils. Damit ist das Variantenprodukt mit statischen und variablen Eigenschaften beschrieben. Diese Beschreibung nutzt das System, um automatisiert Stücklisten und Arbeitspläne zu generieren und Prozesse der Beschaffung und Lagerhaltung selbsttätig anzustoßen.
Das Wissen im Kopf
Der Blick in die Praxis bestätigt den Erfolg dieses Ansatzes. Zwar generiert UniPPS® bei Marposs gegenwärtig nicht alle variablen Teile eines Messinstrumentes; bei komplexen Systemen werden schon noch die Köpfe der Mitarbeiter aus der Technik benötigt. Der Standardbereich wird vom System automatisiert generiert. Unter Standard zählen aber immer noch so variantenreiche Dinge wie Messdorne, Messdornhülsen oder Eichringe.
Doch auch bei komplizierteren Aufträgen ist das ERP-System durchaus in der Lage, Synergieeffekte freizulegen. Beispielsweise bietet UniPPS® sowohl eine sequentielle wie eine indizierte Suchfunktion nach Merkmalsausprägungen. Beide Optionen ermöglichen es, identische oder ähnliche bereits konstruierte Teile aufzuspüren.
Von diesem Vorgehen profitiert vorrangig das Angebotswesen. Bei sehr komplexen Messsystemen planen selbst erfahrene Ingenieure mitunter eine Woche oder länger an einem potenziellen Auftrag, ehe sie technische Machbarkeit und Preis kalkuliert haben – und dabei konnte das ERP-System dank der Teilesuchfunktion die Angebotserstellung schon um den Faktor zwei bis drei beschleunigen. Aber nicht nur bei den Angeboten verringert Marposs die Größe „Time-to-market“. Auch in der Konstruktionsabteilung beschleunigt das Abfragen von Teilen aus UniPPS® die Prozesse. Nicht zuletzt hat sich das ERP-System auch dadurch bewährt, dass durch das Zurückführen auf Altbekanntes das Engineering-Risiko gesenkt werden konnte.
Kundenauftrag steuert den Prozess
UniPPS® löst auf Basis der Auftragsstückliste eine Bestellung erst dann aus, wenn das betreffende Teil tatsächlich gebraucht wird. Lieferantenspezifische Beschaffungsfristen und Pufferzeiten werden selbstverständlich mitberücksichtigt. Die Folgen dieser Dispositionsweise sind verringerte Lagerkapazitäten und eine geringere Kapitalbindung. Allerdings: Ganz ohne Faktor Mensch kommt Marposs auch bei der Beschaffung nicht aus. Dies liegt daran, dass UniPPS® sämtliche Variantenteile über die Teilegruppe generiert. Das System beherrscht es durchaus, die daraus entstandene Stückliste mit dem Lagerbestand abzugleichen; auf Lager hat MARPOSS typischerweise rund 3.000 Teile, die besonders oft verbaut werden – und Lagerteile sind natürlich entsprechend günstiger als Individualanfertigungen. Das System erkennt automatisch alle vollständig identischen Teile. Oft sind aber auch Lagerteile, die nicht bis ins Letzte übereinstimmen, für einen Auftrag geeignet. Diese werden dann über ein manuelles Abgleichen des von UniPPS® generierten Bestellvorschlages mit den Lagerbestandslisten gefunden.
Service und Wartung
Keine manuellen Eingriffe hingegen sind bei der Erstellung der Versandstückliste erforderlich. Diese inventarisiert nicht allein alle verbauten Teile auf der untersten Stücklistenebene, sondern ist auch die Basis des Moduls „Service und Wartung“. Das Modul ermöglicht es, einzelnen Teilen oder Teilegruppen bepreiste Serviceleistungen wie Teiletausch oder Wartungsintervalle zuzuordnen. Zudem wird im UniPPS®-Modul jede bauliche Veränderung einer Maschine dokumentiert – was im gesamten Automobilbereich inzwischen eine Standardforderung für die eingesetzten Betriebsmittel ist. Mit dem Modul hat UniPPS® eine der Hauptanforderungen des Unternehmens erfüllt. Die MARPOSS GmbH konnte sich so von den dafür eingesetzten Hilfskonstruktionen verabschieden.